Samstag, 18. Januar 2014

Regulierte Finanzmärkte in nachbürgerlicher Zeit

» Wenn ein hochgerüstetes Auto jahrelang zu schnell fährt, hilft es nicht, die Turbolader wieder auszubauen.
Was zu Schrott gefahren wurde bleibt Schrot
t.«


„Die“ Finanzmärkte bleiben erhalten. Das ist doch eine gute Nachricht. Aber: bürgerlich und nachbürgerlich: Was soll das im Zusammenhang mit der Regulierung der Finanzmärkte heißen? Die Antwort hat zwei Teile:
Erstens kennt die bürgerliche „Kultur“ als Anreizsystem offenbar lediglich dies: Den Leidensdruck erhöhen. So hat es vor nicht allzu langer Zeit ein reichlich dummes bayerisches Weibsbild bezeichnet. Ein steuerbezahltes obendrein, das nicht wußte, woher ihr Geld eigentlich stammt. Aber wahrscheinlich wollte diese „Dame“ auch nur mit dem „Mainstream“ schwimmen, denn dann braucht man selbst nicht mehr zu denken.
Nun lehrt aber die Evolution, daß stets nur die Belohnung weitere Leistung, mehr Leistung hervorbringt. Wer das gewünschte zur richtigen Zeit richtig macht, der wird belohnt. Der erhält einen Vorteil. Damit er das auch kann, muß er eine „Guideline“ an die Hand bekommen, aus der er zu jeder Zeit herauslesen kann, ob er auch noch auf dem richtigen Weg ist. Diese Guideline ist überschauber, so kann sie Orientierung bieten. Soll mehr darin aufgenommen werden, dann muß man sich sehr lange und gründlich darüber unterhalten. So ein „Aufnahmeverfahren“ ist eine ernste Sache.
Demgegenüber stehen die bürgerlichen Versionen mit komplizierten Verbotslisten. Deren einziger Effekt ist, daß alles getan wird, was nicht drinsteht. Und schon gibt es wieder „Nachbesserungsbedarf“. Die Annahme, neben der Liste gäbe es auch noch andere „Regularien“ wie die angeborene gute Kaufmannschaft oder ähnliches, die automatisch dafür sorgen würden, daß es von selbst läuft, sind nichts weiter als Abwehrmaßnahmen, Vornewegverteidigungsstrategien gegen weitere komplizierte Verbote.
Darüberhinaus bin ich einfach nicht willens, jedem rotzfrechen Straßenjungen Tag für Tag hinterherzulaufen und auf ihn aufzupassen. Dafür ist mir meine Lebenszeit einfach zu wertvoll.
Zweitens findet in der Evolution niemals eine Restauration statt. So etwas ist einfach nicht artgerecht, nicht menschengerecht. Wenn daher immer wieder bürgerliche „Denker“ darauf verweisen, man müsse doch nur die Regelungen von 19xx wieder in Kraft setzen und alles wäre in Ordnung, so laufen sie in die Irre. Eigentlich verfolgen sie damit nur das Ziel, von ihrem Versagen bei der Abschaffung dieser Regeln abzulenken. Sie wollen ihre Fehler nicht eingestehen.
Sie übersehen dabei nur, daß die Zeit weitergelaufen ist, daß sich Bedingungen und Handlungsmuster verändert haben. Ich kann doch auch nichts dafür, daß der Liebe Gotte diesem Universum die Zeit verpaßt hat. Es ist halt so.
Entscheidender aber ist, daß sich Menschen niemals haben zurückversetzen lassen. Sie spüren tief in ihrem Innern, daß es nur die eine Richtung nach vorn gibt. Hat auch der Liebe Gott zu verantworten. Damit hat er auch kein Problem, wenn ich ihn richtig verstehe.
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Einschub zur Klarstellung meiner Position: In der augenblicklichen Diskussion werden die abstrusesten Ansichten vertreten. Zwischen „Gelddruckmaschine Finanzindustrie“, „Virtueller Realität mit realem Dahinsiechen“ und „Zinsen sind Teufelswerk“ ist so ziemlich alles vertreten. Dabei wird die Bedeutung, die evolutionäre Bedeutung des Kredits übersehen.
Der Kredit folgt direkt aus der ursprünglichen Idee des Geldes. Er ist ein Vertrauensvorschuß des Gläubigers an seinen Schuldner. Und er ist ein Wertvorschuß auf den künftigen Mehrwert, der mit dem Kredit als „Baustein“, als „Hilfsgerüst“ erschaffen wird. Daher wird der Kredit auch nicht vergeben, er ist nicht geliehenes Geld aus einem vorhandenen Topf. Er wird verkauft, so wie jedes andere notwendige Hilfsmittel zur Produktion auch. Der Kaufpreis ist der Zins. Er ist die Einkommensquelle für den Kreditgeber. Und er ist die Voraussetzung dafür, daß (Spar-)Einlagen überhaupt durch Verzinsung belohnt werden können. Spareinlagen wiederum sind nicht die Quelle für Kredite, sie sind bestenfalls Teile notwendigen Eigenkapitals eines Kreditgebers, denn der selbst muß auch kreditwürdig sein.
Kredite sind Buchgeld, sie werden erst dann real, wenn sie über die Refinanzierung des Kreditgebers durch die mit Hoheitsrechten ausgestattete Zentralbank „gedruckt“, geschöpft werden. Das ist übrigens „inflationsneutral“, da sie nur den vorweggenommenen Mehrwert repräsentieren.
All das ist keine virtuelle Spinnerei, nur weil irgendeine schwäbische Hausfrau, die geistig nocht nicht einmal im Industriezeitalter angekommen ist, dies angeblich nicht versteht. Wäre es wirklich so, daß man Geld nur verleihen könnte, wenn es schon erwirtschaftet wäre, dann hätten wir die wirtschaftliche Evolution bis heute nicht durchgehalten. Wirtschaften schafft  Mehrwert. Und durch was wäre der repräsentiert, wenn nicht mehr Geld hinzukäme? Müßte man das nicht sofort nach Durchlaufen der Wertschöpfungskette aufstocken? Ja, müßte man. Aber mittels Kredit als Wertvorschuß läuft das ganz von allein. Schuldenbremsen per se sind daher nichts weiter als Blödsinn, als Ausrede von Leuten, die im Mittelalter steckengeblieben sind. Als Ausrede von Leuten, denen nichts mehr einfällt. Für Kredite und mithin für Schulden gilt die alte Betonbauerweisheit „Es kommt d’rauf an, was man d’raus macht.“
Problematisch werden zwei Punkte. Auch wenn einem Kredit üblicherweise gleich drei Werte gegenüberstehen (künftiger Mehrwert durch den Kreditzweck, Rückzahlungspflicht des Schuldners, Kreditausfallversicherung), so folgt im Falle des Versagens des Kreditnehmers die „Materialisation“ des Buchgeldes in einen realen Schaden. Für wen dann auch immer.
Zweitens werden Kredite durch Verbriefung verwässert, ihr Wert wird auf immer mehr „Anteilsscheine“ verteilt. Dabei ist die Verbriefung doch nur das Vehikel, um ein Handelsverbot für Kredite zu umgehen beziehungsweise durch Mehrfachverbriefungen möglichst viel Handelsvolumen zu erzeugen. Das ist verlockend, da dem Kredit ja die drei beschriebenen Werte üblicherweise gegenüberstehen. Was sollte da schiefgehen? Nun, es geht schief, da Kredite her müssen auf Teufel komm raus, sonst gibt es nichts zu verbriefen. Vor allem nicht die Verbriefung von Verbriefungen. Der eigentliche Sinn des Kredits geht verloren. Und zweitens schafft das Handeln mit Verbriefungen keinen Mehrwert. Da ist dann die schwäbische Hausfrau in der City of London unterwegs und verteilt laufend vorhandenes Geld nur um. Mehrwert kann sie damit aber nicht schaffen, womit auch. Sie hat ja nur die „wertverwässerten“ echten Kredite irgendwo ganz unten im tiefen Raum des Paralleluniversums ihrer Hausfrauentasche.
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Und so sähe jetzt der regulierte Finanzmarkt in nachbürgerlicher, artgerechter Weise aus (Belohnungssystem und Arbeiten in Bandbreiten). Ohne Trennbankensystem (Hierzulande doch eher deswegen gewünscht, um ja die beliebten Sparkassen zu erhalten. Wie waren die doch noch gleich entstanden?) und endlose Verbotslisten geht es auch. Das einzige, was reguliert beziehungsweise unterschieden werden muß, sind Geschäftsfelder beziehungsweise Produkte/Produktkategorien und zugehörige Märkte. Und die Wege, die zwischen ihnen beschritten werden können.
Vorab noch zwei Bemerkungen: Es wird von Direktwertpapieren die Rede sein. Im Prinzip sind das direkt handelbare Verträge (Kredite, Anleihen und Anteile sowie Rückversicherungen, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle). Diese werden zu handelbaren Direktwertpapieren, wenn Käufer und Verkäufer dem zustimmen. Sie werden in Bandbreiten (Verzinsung, Anzahl und Volumina von Positionen, Handelsrhythmus mit Wartezeiten) gehandelt. Dafür steht eine Kommission, die jährlich diese Bandbreiten festsetzt. Sie besteht aus Vertretern der Banken, der Zentralbank, der Regierung und des Parlamentes (auch aus den Oppositionsparteien) sowie aus Vertretern von EU-Kommission und EU-Parlament (auch wenn es nur um nationale Regelungen geht, werden die gehört; geht es um weitergehende Regelungen über Kontinente hinweg, werden aus jedem betroffenen Land dieselben Gremien angesprochen). Die Mitglieder dieses Gremiums wechseln im Jahresrhythmus. Wiedereinsetzungen erfordern einjährige Karenzzeiten. Die Einsetzung erfolgt durch die Parlamente.
Ganz schön groß, diese neue Kommission, nicht wahr? Das muß sie auch sein, denn sie hat sehr viel Macht. Und die will verteilt sein. Aber sie muß pünktlich ihre Aufgaben erledigen. Legt sie also nicht zum Stichtag neue Bandbreiten fest, dann werden die Märkte angehalten. Das will doch keiner riskieren, oder? Und nickt sie die alten Regelungen nur neu ab, dann darf sie das genau einmal. Danach ist Schluß damit. Die Aufgabe ist die ständige Weiterentwicklung, nicht die Konservierung.
Wieso ist hier überhaupt noch von der Zentralbank, einer mehr oder minder staatlichen Veranstaltung, die Rede? Die Staaten sind doch pleite. Das Geld liegt doch ganz woanders. Was soll das? Nun, die Staaten und ihre wirtschaftenden Menschen schaffen Mehrwert. Die sogenannte Finanzindustrie, bei der sich die größten Vermögen befinden, verteilt vorhandene Werte nur um. Sie ist bedeutungslos. Ich hatte schon andernorts darauf hingewiesen. Ich setze das für die Zukunft voraus.
Ein Direktwertpapier ist ein für zertifizierte Börsen zugelassenes Papier. Besonders für Fonds ist es wichtig, ob sie hier zugelassen werden können, wenn sie dies wollen. Das gilt auch für Staatsfonds und Sozialversicherungsfonds (damit ist die neue, nachbürgerliche Sozialversicherung gemeint, die noch Thema werden wird). Wichtig ist hier: Der Wechsel vom Wertpapierstatus in den Direktwertpapierstatus ist möglich; über ein sehr strenges Auswahlverfahren durch die Kommission, das auch noch jährlichen Vorgaben nach Anzahl und Volumen der Kandidaten unterliegt. Der umgekehrte Weg ist heikel. Wer ins „Zockerparadies“ des Wertpapiergeschäftes wechselt, der hat ein komplett neues Auswahlverfahren vor sich; nach einer mindestens einjährigen Karenzzeit. Nachdenken lohnt sich.
Dazu noch eine weitere Bemerkung: Wertpapiere, neue „Produkte“ können ja durchaus sinnvoll sein, zum Beispiel als Rückversicherungsinstrument. Sie müssen aber ausgereift und „serientauglich“ sein. Die Zeit als Wertpapier kann also auch eine Entwicklungs- und Testphase sein, ein Experiment. Ohne Experimente geht es nun einmal nicht voran. Sie dürfen nur nicht immer wieder zum ganz großen Knall führen, wenn sie mißlingen.
Ferner ist von der Insolvenz aller Beteiligten, also auch der Banken, die Rede. Wichtig scheint mir in der augenblicklichen dogmatisch verkalkten Debatte folgendes zu sein: Gläubiger sind in der Insolvenz Geschädigte. Die einzig sinnvolle Rangfolge ist die Unterscheidung in Gesellschafter (Gesellschafterdarlehen, -anteile wie bekannt aus der InSo-Ordnung) und andere. Gläubiger mit größeren Forderungen sind nicht allein deswegen schlechtere Gläubiger (Sie haben ja nur investiert, um Gewinn zu machen. Der kleine Sparer wollte doch nur ein paar Zinsen. Das ist genauso mittelterlich unprofessionell wie der Schuld- und Sühnegedanke im Insolvenzfall: Wir haben zwar Mist gebaut, aber Schuld sind wir nicht! Wer denn dann? Und warum ist das für die Lösung des Problems überhaupt wichtig?).

Kreditgeschäft

Das sind: Geschäftskredite inklusive Warenterminfinanzierung, Währungsgeschäfte, Edelmetallgeschäfte, Verbraucher- und andere Privatfinanzierungen, Direktwertpapiergeschäfte, aber ohne sonstige Wertpapiergeschäfte (insbesondere alle ohne direkten Bezug zur Realwirtschaft).
Dafür ist die günstige Refinanzierung via Zentralbank möglich (Belohnung), sie darf aber auch gern unter Banken erfolgen, wenn dies aus anderen Gründen (Unabhängigkeit) gewünscht ist.
Die hier geltenden Bandbreiten werden wie oben beschrieben jährlich festgelegt (Zinssätze, Volumina pro Marktteilnehmer, Handeslaktivitäten – besonders im computegestützten Handel).
Um die Risikobereitschaft zu erhöhen (Ersatz für Basel etc.) wird dieser Weg beschritten – prinzipiell und nicht nur für gute Verhandler: Kreditnehmer und -geber bilden eine Besicherungsgemeinschaft, so daß Kredite durch schnell liquidierbare Sicherheiten im Falle des Falles sofort beendet werden können (die benannte Kommission regelt, was das sein kann). Der  Anfangszinssatz für Nehmer ist abhängig von seinen Sicherheiten; der Zinssatz soll im Laufe des Kredites sinken (Zinsfloating, Besicherungsfloating), wenn die Sicherheiten des Nehmers erhöht werden können (Kredit für Ausrüstungsinvestitionen zum Beispiel dann, wenn Ausrüstung steht und produziert, der Wert also zumindest  teilweise geschaffen wurde). Am Anfang soll der Zins ruhig höher liegen, man soll ja nicht vergessen, daß noch etwas zu tun ist.
Geber und Nehmer können vereinbaren, daß die Kredite gehandelt (Direktwertpapiergeschäft) oder verkauft werden können; die Konditionen werden mitverkauft und sind garantiert.
Es gibt eine tägliche Meldepflicht für alle Kredite an die (bestehende) Aufsichtsbehörde; auch über den Verlauf von Krediten, denn man muß ermitteln, ob die „floatenden“ Sicherheiten auch wirklich funktionieren. Weiterhin wird damit sichergestellt, daß auf Umwegen nicht Wertpapiergeschäfte so vorfinanziert werden und daß die jährlichen Bandbeiten den tatsächlichen Kreditverläufen angepaßt werden können. Aggregierte Daten gehen daher auch an die benannte Kommission zur Bandbreitenfestlegung und verbleiben da.
Im Insolvenzfall (als Grund reicht Zahlungsunfähigkeit oder drohende Zahlungsunfähigkeit aus, Überschuldung wird gar nicht erst geprüft) wird die Bank geschlossen und ein Verwalter berufen Der löst sofort „wackelige“ Kredite auf (als Bewertungskriterium hat er die Daten aus der täglichen Meldepflicht und einen sehr strengen Kriterienkatalog durch besagte Kommission). Alle anderen Kredite verkauft er sofort oder bewirtschaftet sie selbst weiter. Dazu erhält er Unterstützung durch die Zentralbank. Nur durch die. Die Banken bleiben dabei draußen. Sie können ja vom Verwalter kaufen und mit guten Schuldnern weiter verdienen. Sonst gehen diese Einkünfte eben an die Zentralbank, falls die Schuldner nicht selbst ablösen wollen oder können.

Warentermingeschäft (Rohstoffe), Währungsgeschäfte, Edelmetallgeschäfte und Direktwertpapiergeschäfte

Direktwertpapiere wie oben benannt – Der Handel findet nur an zertifizierten Börsen statt (befristetes und jährlich zu erneuerndes Zertifikat, erteilt durch benannte Kommission). Auch hier gilt die tägliche Meldepflicht und die Festlegung von Bandbreiten, letztere insbesondere zu Anzahl der Positionen und Positionsvolumina, die von einem Teilnehmer gehandelt werden dürfen und auch zur Anzahl von Handelsabschlüssen pro Tag damit.
Vorfinanzierungen können daher auch durch die Zentralbanken refinanziert werden.
Zur Erinnerung: Die Kriterien für ein Direktwertpapier legt besagte Kommission fest. Ein solches Papier muß ein Auswahlverfahren durchlaufen. Und es muß jährlich seinen Status erneuern.
Die Insolvenzregelung gilt auch für diese Börsen. Wenn es nicht mehr läuft, müssen sie schnellstens verschwinden und abgelöst werden.

Staatsanleihen

Staatsfinanzierungen können nur über Banken vorgenommen werden. Direktwertpapiergeschäfte sind damit möglich (Aufnahmeverfahren); handelbar sind sie aber nur an einer besonderen zertifizierten Börse, die nur Staatsanleihen handelt. Müssen Staaten ihren Bankrott erklären, so werden sie als Marktteilnehmer an dieser Börse insolvent, nicht aber als Staat an sich. Der Verwalter wickelt nur die bankrotten Anleihen ab. Die Staaten müssen nur für ihre daraus resultierenden Verpflichtungen einen Sanierungsplan vorlegen, wenn sie weiter am Markt teilnehmen wollen. Im Klartext: Sie müssen ihre Schulden begleichen und wieder kreditwürdig werden. Sie müssen sich aber nicht irgendwelchen anderen Staaten unterwerfen. Das ist unprofessionell und behindert eine schnelle Sanierung.
Jeder teilnehmende Staat legt einen speziellen Staatsfond (Sicherungsfonds) auf, aus dem die Risiken hier ausgeglichen werden können. Der Staatsfond ist ein reiner Sparfond, kann aber auch (Direkt-)Wertpapier werden. Der Staat wird damit zum Marktteilnehmer, zum unternehmenden Staat. Aber er muß sich entscheiden für das Direktwertpapier oder das Wertpapier. Entscheidet er sich für letzteres, ist der Rückweg dann nur durch ein erneutes Aufnahmeverfahren möglich.
Also könnte der Staat natürlich zwei Fonds auflegen, wobei zwischen diesen beiden allerdings keinerlei Kapitalflüsse zulässig sind (besagte Kommission als Kontrollinstanz). Wer als Staat da tricksen will, der fliegt raus aus dem ganzen System. Der muß für ein Jahr „auf die Bank“, zum Nachdenken. Diese Sonderregelung gilt nur für die Sicherungsfonds der Staaten. Ansonsten kann jeder soviel Direktwertpapiere oder Wertpapiere auflegen wie er will. Und auf allen Hochzeiten tanzen.

Wertpapiergeschäft (alle nicht benannten Wertpapiere)

Hier ist grundsätzlich alles erlaubt, ob Leergeschäft oder Verkaufsoptionen für Grundstücke auf dem Mars, nichts ist unmöglich. Es gibt keine Bandbreiten, keine Volumenbegrenzung, hier herrscht grenzenlose Freiheit. Es gibt nur ein paar wenige Zugangsvoraussetzungen und Handlingsvorgaben. Jeder darf hier rein, auch die Staatsfonds als Marktteilnehmer. Dann wird der Staat eben zum spekulierenden Staat, warum auch nicht. Dann lernt er was und weiß in Zukunft besser, wovon die Rede ist.
In diesem Geschäftsbereich werden nur Verrechnungseinheiten als Währung verwendet. Der Zugang zu diesem Geschäftsbereich erfolgt durch Kauf von Verrechnungseinheiten (VE). Der Kaufkurs ist immer 1:1 in der Leitwährung eines Wirtschaftsraumes; die gewünschte Eintrittswährung muß vorher gekauft werden. Die Ausgabe der VE erfolgt über Banken, die dafür einen Verwaltungsabschlag von 0,2% einbehalten, von dem die Hälfte an die jeweilige Zentralbank geht (als Startgeld). Jeder Kauf von VE erhält eine ID-Nummer, nur damit ist der Rücktausch möglich. Die Kaufzahlungen verbleiben auf Treuhandkonten ohne Verzinsung.
Erfolgt der Kauf von VE mittels Kredit, so ist hierfür eine Refinanzierung via Zentralbank ausgeschlossen, hier ist nur eine unter Banken möglich. Dennoch besteht auch hierfür die Meldepflicht, um sehr schnell einen drohenden Insolvenzfall feststellen zu können. Das Disagio für Verwaltung/Startgeld erhöht sich dabei auf 0,4% (wieder verteilt).
Der Rücktausch erfolgt nach Performance in diesem Geschäftsbereich. Nur die „Besten der Besten der Besten“ erhalten einen Rücktauschkurs von 1:1, wiederum mit den besagten Abschlägen von 2x0,1% bzw. 2x0,2%, ausbezahlt aus den Treuhandkonten (Leistungsprinzip, außerdem sollen so Kandidaten für den Status als Direktwertpapier ermittelt werden). Alle anderen erhalten gestaffelt nach ihrer Performance in drei bis vier Stufen geringere Wechselkurse, sie waren halt nicht gut genug. Das Rating der Performance legen die Marktteilnehmer selbst fest, meinethalben quartalsweise, damit es parallel zum Berichtswesen läuft; wie sie es halt gewohnt sind. Es scheinen auch Awards sinnvoll, um noch mehr Anreiz zu bieten.
Nun kann es ja sein, daß auf den Treuhandkonten Geld verbleibt, wenn die gesamte Performance nicht so toll war. Dieses Geld verbleibt dort  als verfügbare Masse (“Brachgeld“) längstens für ein Jahr. Danach geht es nach einem einfachen Volumenschlüssel (Wer hat wieviel reingesteckt) zunächst an Institute, die geplatzte Kredite verkraften müssen, allerdings mit einem Strafabschlag für Fahrlässigkeit und Fehleinschätzung von 10%, der an die Zentralbanken fließt (Ein wenig Strenge hilft bei der Erziehung, ein wenig!). Sollte dann noch etwas übrigbleiben, geht es als kleine Prämie an die besten Performer; Leistung soll sich ja lohnen. Immer noch etwas da? Das geht dann an die Sicherungsfonds der Staaten. Verluste machen so gleich zweimal Sinn: den Sicherungsfonds tut es gut (das Geld fließt auch so in die Märkte zurück) und die Verlierer haben einen Denkzettel; das übt.
Es kann aber auch sein, daß die Performance so gut ist, daß gar nicht genug vorhanden ist für den Rücktausch. Erstens kann dann auf das „Brachgeld“ zurückgegriffen werden. Und zweitens ist dies automatisch ein Fall für die „Aufnahemeprüfung“ in den Direktwertpapierstatus. Diese Performer würden bei erfolgreicher Aufnahme zusätzlich eine „Entwicklungsprämie“ durch die Zentralbank erhalten. Wird dies nicht gewünscht (freie Entscheidung der Akteure im Wertpapiergeschäft), dann wird rückgetauscht bis zur Höhe des verfügbaren Geldes (einschließlich eventuelles „Brachgeld“). „Over-Performing“ muß nicht zwangsläufig lohnend sein; eine kleine Maßnahme, um an ein mögliches „Bandbreitendasein“ zu gewöhnen.
Ja, was denn? Wenn einer soviel „Kohle“ gemacht hat, dann muß er die doch auch kriegen! Das ist doch eine Frage der Gerechtigkeit! Und woher, bitte schön? Mehr als alle anderen auszustechen und deren Geld in die eigene Tasche umzuverteilen, geht halt in diesem Bereich nicht. Es wird doch kein Mehrwert geschaffen. Und daher kann auch hier kein Geld „nachgedruckt“ werden. Immer im Auge behalten: Der Sinn des Wirtschaftens ist das Schaffen von Mehrwert, nicht der Beutezug. Und: Man kann die Beute halt nur einmal auffressen. Dann ist sie weg. Man geht dann wieder neu Jagen, aber das bitte nur hinter Zäunen im Wertpapier-Reservat.
Übrigens: Die bei Zentralbanken angefallenen Abschläge müssen in Kapitaldienste gesteckt werden, damit sie unbedingt den Finanzmärkten erhalten bleiben. Kein Staat sollte auf die Idee kommen, damit so etwas wie einen Hauptstadtflughafen bauen zu wollen.
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Kurz vor Schluß noch einmal etwas für das Verständnis. Die besagte dogmatisch verkalkte Diskussion heutzutage zeigt immer mit dem Finger auf ganz bestimmte „Übel“ – und hat dann angeblich den Stein der Weisen gefunden. Dies war zum Beispiel das Verbot von Leergeschäften. Eine Frage dazu: Ist ein Verkauf von Anlagen (zum Bespiel Bohranlagen) zu einem erhofften Preis zu erhofften Kosten, deren genaue Bestimmung in der Zukunft liegt, nicht auch ein Leergeschäft? Versuchen die daran Beteiligten nicht auch, durch „geeignete Maßnahmen“ die Zielwerte zu erreichen? Die Empörung darüber, daß „Die da was verkaufen, was sie (noch) gar nicht haben“ ist doch nicht mehr so ganz von dieser Welt, nicht wahr?
Zum Schluß:  Das Wertpapiergeschäft erscheint nicht im BIP. Damit wären wir in der Bundesrepublik insolvent wegen Überschuldung. Das macht nichts. Dann fangen wir jetzt eben von vorn an. Klare Verhältnisse sind Voraussetzung für den klaren Blick nach vorn.
Ganz zum Schluß: „Zocken“ in der nachbürgerlichen Gesellschaft? Menschen sind so, auch wenn sie die bürgerliche Fehlmutation einmal überwunden haben werden. Was sich nicht verhindern läßt, sollte aber wenigstens keinen großen Schaden anrichten können. Und als notwendiges Experimentierfeld macht die ganze Sache sogar richtig Sinn.
 Peter Rudolf Knudsen, Westfalen im Januar 2014

Der Lobbyismus ist ein rein menschliches Phänomen

Solange es Menschen gibt, gibt es Lobbyisten. Menschen verknüpfen sich untereinander. Sie suchen darin Halt und Sicherheit. Daran ist erst einmal nichts Schlimmes. Das ist im Gegenteil gut so. Selbst wenn sich daraus Zirkel oder Bünde entwickeln, die die anderen Menschen manipulieren wollen, so ist auch das noch nicht weiter schlimm. Manipulieren und Verführen machen wir untereinander schließlich jeden Tag. Oder wie sonst finden Paare den Weg zum gemeinsamen Lager?

Problematisch wird das ganze erst im politischen Raum, wenn es nicht öffentlich ist. Daß Herr A für Herrn B eintritt, um diesem Nutzen zu bringen, und er wiederum Nutzen daraus für sich zieht, muß nur vor aller Augen geschehen. Dann kann sich jeder ein Bild davon machen. Menschen ihr „Menscheln“ zu verbieten ist ein untaugliches Mittel. Sie an den Pranger zu stellen wohlfeil. Sie öffentlich „begleiten“ bei ihrem Tun dagegen, schafft Klarheit und Sicherheit für die Handelnden und für alle anderen gleichermaßen.
Vielleicht ist es sogar sinnvoll, einen Lobbyisten-Preis auszuloben. Damit ließe sich dann positiv herausstellen, wessen lobbyistische Erfolge für alle anderen ebenfalls von Nutzen sind. Ja, der Lobby-Oscar wäre wirklich ein gute Idee.
Peter Rudolf Knudsen, Westfalen im Januar 2014

Der Leistungsbegriff in der nachbürgerlichen Gesellschaft

Leistung und Erfolg aus der Leistung sind, was den Menschen antreibt. Das sind erstens Mehrwert und Wachstum im tiefsten Sinne. Zweitens sind es Merkmale der Evolution. Die steht nicht still, macht bestenfalls eine kurze Pause. Sie hat kein Ende. Das sich weiterentwickeln ist der Zweck der Evolution. Sonst nichts. Das ist meinethalben der Sinn der Schöpfung.

Dabei zeigt die Evolution noch weitere Prinzipien auf, die für die Leistungserbringung prägend sind. Erstens gibt es ein optimales Tempo beziehungsweise eine optimale Geschwindigkeitsbandbreite, in der alles abläuft. Diese korrespondiert mit dem aus der Motivationslehre bekannten Prinzip der ständigen, leichten Überforderung. Erfolgserlebnisse in kleinen Stufen, häppchenweise. Daran ändern auch zeitweilige „Spitzendrücke“ von außen nichts. Sehr schnell kehrt die Evolution wieder zu ihrer „Basisgeschwindigkeit“ zurück.
Zweitens ist es das Experimentieren: Leistung kann auch einmal auf „blauen Dunst“ hin erbracht werden. Keinerlei Effizienzkriterien hindern daran, durch Experimentieren das sinnvollste Ergebnis hervorzubringen.
Drittens ist Leistung jederzeit bewertbar. Jedwede Leistung hat ihren evolutionären Wert. Es gibt keine höchste Stufe, die allein die „Bewertungshoheit“ innehätte. Das ist nachvollziehbar, da sonst „zwischendurch“ keine Erfolgserlebnisse erzeugt werden würden.
Um zum Punkt zu kommen: Genauso ist der Leistungsbegriff im Wirtschaften des Menschen anzuwenden. Jede Leistung ist bewertbar, jede Leistung bedeutet individuellen Mehrwert. Die „Wertschöpfungskette“ hat kein Ende, sie ist Selbstzweck. Sie dient nur dazu, für jeden darin Leistungserbringung und persönliche Mehrwertschaffung, persönliches Wachstum zu ermöglichen.
Dazu gehört noch ein weiteres, wesentliches Merkmal menschlichen Zusammenlebens: Respekt. Er ist der wirkliche „Klebstoff“ der Gesellschaft der Menschen. Hier ist es der Respekt vor der Leistung, auch vor der eigenen. Leistung herunterzuspielen, als unwichtig, als schädlich, als unerwünschten Kostenfaktor zu betrachten, ist die Verweigerung von Respekt. Und damit die Leugnung jeden Rechts. Nur zur Erinnerung: Den Zustand ohne Respekt und damit ohne Recht, den nennt man Krieg.
Ja, aber: Es gibt doch wichtigere und unwichtigere Leistungsarten, oder? Sind Autos als Wirtschaftsgut nicht wichtiger als Musik oder Unterhaltung? Nein, sind sie nicht. Sie haben bestenfalls einen vorübergehenden Vorrang. Zum Beispiel in dem Falle, in dem wir uns entschlössen, den Verbrennungsmotor binnen kurzer Zeit abzulösen. Dann hätten wir ein Projekt, das „durchgezogen“ werden müßte. Da hören wir dann kurzzeitig halt etwas weniger Musik. Das wäre es dann aber auch gewesen.
Ja, aber: Man kann doch zum Beispiel die Altenpflege und die Kindererziehung nicht genauso bewerten wie die Produktion, oder? Doch, kann man, muß man sogar. Nur was bewertet ist, ist auch vergleichbar. Und ohne Vergleichbarkeit läuft bei uns Menschen nichts. Abgesehen davon verändern sich die Maßstäbe laufend, sie sind unscharf. Viel wichtiger aber ist, daß die Leistunsgerbringer in Altenpflege und Kindererziehung, um in diesen beiden Beispielen zu bleiben, ihren ganz persönlichen Mehrwert schaffen können, der sie zu noch mehr Leistung motiviert. Das joviale Schulterklopfen für die Ehrenamtlichen ist kein Ersatz.
Carpe Diem heißt sowohl „Nütze den Tag“ als auch „Genieße den Tag“. Leistung und persönlicher Erfolg aus der Leistung sind Sinn und Zweck des Wirtschaftens, des Mehrwertschaffens, des Wachstums. Und der Erfolg hängt nun einmal zu einem sehr guten Teil – ich möchte sagen zum überwiegenden Teil – vom Lohn ab. So einfach ist das. „Nütze“ und „Genieße“ sind zwei Seiten derselben Medaille. Leistungswille und Freude am Erfolg sind ein und dasselbe.
Und wo ist jetzt der Unterschied zur bürgerlichen Variante? Immer noch nicht klar? Gut, dann langsam und in Blockbuchstaben: Der Bürger betrachtet sich als das Ende der Evolution. Er ist der Meinung, die höchste Stufe erreicht zu haben. Alle anderen dienten nur zu seinem Nutzen. Damit er das selber glaubt, hat er ein göttliches Sendungsbewußtsein entwickelt. Und er hat ein mechanistisches Gebilde für Politik und Wirtschaft dazugestellt, den Kapitalismus. Beides fast er dann zusammen in „Die protestantische Ethik …“ usw. usw., um nur eines der bekanntesten Beispiele aus dem bürgerlichen Märchenbuch zu nennen (zur Erinnerung: Das Märchen vom Schlaraffenland heißt heute Finanzindustrie). Er hat doch schließlich seinem Vorgänger, dem Feudalherrn, das Eigentumsrecht abgetrotzt, ohne zu hinterfragen, woher der es denn hatte. Das muß doch belohnt werden, oder?
Erstens ist das alles schon eine Weile her – und die Evolution steht ja nicht still. Und Zweitens übersieht er dabei zwei wichtige Dinge: Erstens negiert er den Leistungsbegriff überhaupt. Ja, er fürchtet Leistung sogar. Mehr Leistung von „unten“ gefährdet seine „Spitzenposition“. Und zweitens ist er nur ein Klon des Feudalherrn. Und Klone sind nun einmal recht anfällige Geschöpfe. Der Bürger ist mit dieser geistigen Grundausstattung in eine Sackgasse der politischen und menschlichen Evolution gelaufen. Darin irrt er jetzt herum. Lassen wir ihn in Frieden aussterben.
Peter Rudolf Knudsen, Westfalen im Januar 2014